Haltung von Kaninchen

Die Haltung von Kaninchen ist keineswegs so anspruchslos, wie sie häufig dargestellt wird. Damit sich Kaninchen in einer Heimtierhaltung wohlfühlen, sollten einige Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu gehört unter anderem die Gesellschaft von Artgenossen und ausreichend Platz.

Allgemeines zur Kaninchenhaltung

Platzangebot
Würden Sie auf die Idee kommen einen Hund oder eine Katze in einen kleinen Käfig zu sperren?

Käfighaltung ist Käfighaltung ist NIE artgerecht!NIE artgerecht!
Nein? Wieso wird das dann bei Kaninchen noch immer so häufig gemacht, obwohl sie den gleichen Bewegungsdrang haben wie Katzen oder Hunde? Wieso stellt man sie immer noch als hübsche Dekoration in einem kleinen Käfig in eine Ecke des Zimmers, wo sie jahrelang unbeachtet und lieblos versorgt vor sich hinvegetieren?

Kaninchen in Heimtierhaltung haben die gleichen Bedürfnisse wie ihre Verwandten in freier Wildbahn. Sie möchten springen, Haken schlagen, hüpfen und Männchen machen. Das alles ist in einem Käfig nicht möglich. Deshalb ist das absolute Minimum, das einem Kaninchen permanent an Platz zur Verfügung stehen sollte, eine unverstellte Fläche von 3 qm pro Tier. Eine Käfighaltung ist auch mit einem mehrstündigen Auslauf am Tag keine tiergerechte Haltung. Selbst bei einem dauerhaften Platzangebot von 3 qm benötigen Kaninchen stundenweise Auslauf in einem grösseren Gehege.

Geben Sie Ihren Kaninchen die Möglichkeit ihren Bewegungsdrang auszuleben. Sie werden die Lebensfreude beobachten können, die dabei zum Ausdruck kommt.

Gesellschaft

Kaninchen sind gesellige Tiere. Wildlebende Kaninchen leben in einer Gruppe und nie alleine. Deshalb brauchen auch Kaninchen in Heimtierhaltung einen Artgenossen zum Kuscheln und Spielen. Weder ein Meerschweinchen noch der Halter kann diesen Artgenossen ersetzen.

Meerschweinchen und Kaninchen haben völlig unterschiedliche Verhaltensweisen und können die Körpersprache des anderen nicht verstehen. Kaninchen zeigen z.B. ihre Zuneigung zueinander, indem sie sich am Kopf oder Rücken abschlecken. Meerschweinchen dagegen halten immer etwas Abstand, aber trotzdem Sichtkontakt zu Artgenossen.

Kaninchen sind meistens stubenrein, Meerschweinchen dagegen pieseln überall hin. Kaninchen sind sehr leise Tiere, Meerschweinchen aber haben eine vielfältige Lautsprache. Für ein tiergerechtes Leben ist es also notwendig, dass ein Kaninchen mit einem Kaninchen zusammenleben kann und ein Meerschweinchen mit einem Meerschweinchen.
Kaninchen und Meerschweinchen können zusammen leben - aber nur, wenn jedes seinen eigenen Artgenossen hat.

Auch der Mensch kann einem Kaninchen nie einen Artgenossen ersetzen. Der Artgenosse steht dem Kaninchen rund um die Uhr zur Seite und beschäftigt sich mit ihm. Der Mensch wendet sich dem Kaninchen im besten Falle ein paar Stunden zu; am Rest des Tages und in der Nacht ist das Kaninchen alleine. Selbst wenn sich das Kaninchen scheinbar dem Menschen ganz besonders zuwendet, wenn es alleine ist, geschieht dies nur in Ermangelung eines Artgenossen und ist für das Kaninchen nichts anderes als eine unbefriedigende Notlösung.

Haben Sie ein einsames Kaninchen? Oder ein Kaninchen, das mit einem Meerschweinchen zusammenlebt? Dann schenken Sie einen Artgenossen. Sie verhelfen dadurch zu einem wesentlich tiergerechteren und glücklicheren Leben. Die Einzelhaltung von Meerschweinchen ist in der Schweiz inzwischen verboten. Unverständlicherweise leider aber immer noch nicht für Kaninchen.

Keine Einzelhaltung! Wir können nur glücklich sein, wenn wir einen Artgenossen zum kuscheln haben.


Kinder und Kaninchen

Häufig werden (junge) Kaninchen als Haustiere für Kinder angeschafft. Leider sind Kaninchen, wie im Übrigen auch Meerschweinchen, als Haustiere für Kinder aber eher ungeeignet. Sie mögen es nicht, wenn man sie auf dem Arm herumträgt, streichelt und mit ihnen kuschelt. Zwar verhalten sie sich dabei meistens ruhig, was aber auf die sogenannte „Schreckstarre“ zurückzuführen ist und nicht mit Wohlfühlen verwechselt werden sollte. „Mein Kaninchen mag es, wenn ich es auf dem Arm halte und streichle“ ist leider eine falsche Interpretation der Situation.
Es sind Fluchtiere, keine Kuscheltiere!

Der Grund für diese Schreckstarre liegt darin, dass Kaninchen in der Natur von oben durch Greifvögel geschnappt werden und dadurch den Kontakt zum Boden verlieren. Um den Fressfeind nicht auf sich aufmerksam zu machen, verfallen sie in Schreckstarre. Das „Auf- den Arm- Nehmen“ des Halters von oben verbinden die Tiere deshalb mit einer Gefahrensituation, die mit grossem Stress verbunden ist.

Manche Kaninchen fangen aber auch an zu zappeln, wenn man sie hochnimmt. Gerade bei Kindern kommt es dann immer wieder vor, dass die Kaninchen zu Boden stürzen und sich schwer verletzen.

Wenn Sie erreichen möchten, dass Ihre Kaninchen stressfrei zutraulich werden, setzen Sie sich zu ihnen auf den Boden. Dadurch nähern Sie sich den Kaninchen auf „Augenhöhe“ und werden von ihnen weniger als Bedrohung angesehen. Die Kaninchen werden von selber zu ihnen kommen und an Ihnen schnuppern. Geben Sie ein Leckerli aus der Hand. Das klappt bei eher scheuen Tieren vielleicht nicht beim ersten Mal, aber das Kaninchen wird bald lernen, dass Sie ihm etwas Positives anbieten. Wenn es dann das Leckerli abholt, wird es eventuell auch ein paar Streicheleinheiten zulassen. Lassen Sie dabei aber das Tier auf dem Boden sitzen und hindern Sie es nicht daran weg zu hoppeln, wenn es keine Lust mehr auf Kuscheln hat. So bauen Sie langsam ein Vertrauensverhältnis auf und das Kaninchen merkt, dass es vor Ihnen keine Angst zu haben braucht.

Das für Kinder vielleicht spannende „Gassi- Gehen“ mit Kaninchen an der Leine kann für das Kaninchen schnell tödlich enden. Wenn es vor einem Geräusch oder einer Bewegung erschrickt, möchte es wegrennen und kann sich dabei an der der Leine strangulieren oder sonstige Verletzungen zuziehen. Kaninchen gehören deshalb nicht an die Leine!

Zum Gassi- Gehen eignen sich Hunde. Zum Spielen, streicheln und kuscheln Hunde oder Katzen. Kaninchen sind dafür nicht geeignet. Sie sind Tiere zum Beobachten.

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