Balkonhaltung

Wenn Sie Ihren Kaninchen gerne ein Leben an der frischen Luft ermöglichen möchten, aber keinen Garten zur Verfügung haben, bietet Ihnen die Balkonhaltung eine interessante Möglichkeit, Ihre Kaninchen ganzjährig tiergerecht unterzubringen. Sprechen Sie sich aber am besten vorher mit Ihrem Vermieter ab, bevor Sie bauliche Massnahmen an Ihrem Balkon oder der Fassade vornehmen.

Balkongrösse

balkonhaltungVersteckmöglichkeiten und erhöhte Flächen sind beliebtEin Balkon kann nie zu gross sein. Als Richtwert gilt 3 qm unverstellte Fläche pro Tier. Die Tiere brauchen Platz, um zu rennen, spielen und toben. Im Winter halten sich Kaninchen durch Bewegung warm, so dass ausreichend Platz überlebensnotwendig ist. Können Sie diesen Platz nicht zur Verfügung stellen, sollten Sie im Interesse der Tiere auf die Haltung von Kaninchen verzichten. Die im Handel erhältlichen Aussenställe sind für eine ganzjährige Balkonhaltung auf keinen Fall geeignet. Sie sind viel zu klein und können höchstens als Schutzhütte auf einem für die Tiere frei zugänglichen Balkon genutzt werden.

Sie können den Kaninchen entweder den ganzen Balkon zur Verfügung stellen oder, wenn der Balkon gross genug ist, den Kaninchen ein Gehege auf dem Balkon einrichten. Entscheiden Sie sich für ein Gehege, sollte dieses hoch genug sein, damit die Kaninchen darin ohne Probleme Männchen machen können. Damit ein Balkongehege für Sie gut zu betreten und zu reinigen ist, hat es sich bewährt, dass der Deckel des Geheges aufklappbar ist.

Gesellschaft

Auch bei der Balkonhaltung gilt: Halten Sie ein Kaninchen nicht ohne einen Artgenossen.

Kaninchen und Meerschweinchen können zusammen gehalten werden, wenn mindestens zwei Kaninchen und mindestens drei Meerschweinchen in der Gruppe leben. Halten Sie nur Kaninchen und Meerschweinchen in einer Gruppe, wenn sich die Kaninchen gegenüber den Meerschweinchen nicht aggressiv verhalten und ausreichend Platz und Rückzugsmöglichkeiten für die Meerschweinchen vorhanden sind.

Schutz vor Fressfeinden

Der Schutz vor Fressfeinden spielt auf einem Balkon eine grosse Rolle. Damit Ihre Kaninchen sicher untergebracht sind, sollte das Gehege bzw. der Balkon nach allen Seiten vor Mardern, Katzen und Greifvögeln geschützt werden. Unterschätzen Sie nicht die Kletterkünste von Mardern. Sie können Regenrinnen, herabhängende Äste und ähnliches nutzen, um auf Ihren Balkon und damit zu Ihren Kaninchen zu gelangen. Mindestens bis zur Höhe des 3. Stockes besteht die Gefahr von Mardern auf dem Balkon. Auf Dachterrassen ist der Schutz vor Greifvögeln sehr wichtig. Ein Netz als Abdeckung ist nicht ausreichend. Die Gefahr durch Greifvögel ist auch in Städten gegeben.

Verwenden Sie für ein Gehege den richtigen Draht. Der im Fachhandel verkaufte sechseckige „Kaninchendraht“ ist viel zu dünn und kann von Mardern ohne Probleme durchgebissen werden. Verwenden Sie deshalb den ebenfalls in Fachmärkten oder im Internet erhältlichen quadratischen, punktverschweissten und rostfreien Volierendraht mit einer Mindeststärke von 1.2 mm. Die Maschen dürfen nicht grösser als 1.9 x 1.9 cm sein. Sie können über unsere Homepage bei drahtversand.de den richtigen Draht beziehen. Achten Sie darauf, dass an den Ecken und Kanten keine Löcher entstehen. Ein Loch in der Grösse eines Hühnereis reicht einem Marder aus, um auf den Balkon zu schlüpfen.

Steht Ihren Kaninchen der ganze Balkon zur Verfügung, können Sie die offenen Seiten ebenfalls mit Volierendraht oder auch mit Holzplatten oder Plastikscheiben sichern. Katzennetze bieten keinen ausreichenden Schutz!

Hat Ihre Balkonbrüstung Spalten, Löcher oder Aussparungen, sollten diese ebenfalls mit beissfestem Material verschlossen werden.

Ausbruchschutz

Kaninchen springen ohne Anstrengung 1 Meter hoch. Damit Ihre Kaninchen nicht über die Brüstung springen können, sollte diese deshalb mindesten 1.20 m hoch sein. Stellen Sie keine Kisten, Tische und sonstige Einrichtungsgegenstände, die als Treppe benutzt werden können, in die Nähe der Brüstung.

Ist die eigentliche Brüstung niedriger als 1.20 sollte sie durch Holzplatten, Volierendraht oder Plastikscheiben auf die erforderliche Höhe umgebaut werden. Auch für den Ausbruchschutz ist es wichtig, dass allfällige Spalten, Löcher oder Aussparungen in der Balkonbrüstung sorgfältig verschlossen werden.

Schutz vor der Witterung

Sehr wichtig ist auch der Schutz vor den Wetterbedingungen der verschiedenen Jahreszeiten. Südbalkone und zugige Balkone, die nicht zugluftfrei gemacht werden können, eignen sich nicht für die Kaninchenhaltung.

Im Sommer, wenn es heiss und schwül ist, brauchen Kaninchen einen schattigen, luftigen Rückzugsort, um die heisse Tageszeit unbeschadet zu überstehen. Sie sind sehr hitzeempfindliche Tiere und erleiden schnell einen lebensgefährlichen Hitzschlag. Der Schattenplatz sollte gross genug sein, damit alle Tiere der Gruppe Platz finden. Die Tiere sollten ausserdem diesen Bereich selbständig aufsuchen und verlassen können. Beachten Sie dabei, dass die Sonne wandert. Wo vorher noch Schatten war, kann kurze Zeit später die Sonne drauf glühen. Es sollte zu jeder Tageszeit ein schattiger Platz auf dem Balkon oder im Balkongehege vorhanden sein. In Ställen, Häusern und sonstigen geschlossenen Gehegeteilen steigen die Temperaturen im Sommer in gefährliche Bereiche. Zudem ist die Luft dort sehr stickig. Solche Plätze reichen als Schattenplatz nicht aus. Vermeiden Sie auch einen Hitzestau, in dem Sie die Markise zu weit herunterlassen und die Luft dadurch nicht mehr richtig zirkulieren kann. Selbst unter Sonnenschirmen besteht die Gefahr eines Hitzestaus, der zu einem Hitzschlag führen kann.

Sie können Ventilatoren aufstellen. Achten Sie dabei aber darauf, dass die Tiere die Kabel nicht anfressen können. Sichern Sie dazu die Kabel mit einem dicken Kabelschutz.

Auch im Sommer ist es wichtig, dass bei Regen ein Teil des Balkons bzw. Geheges trocken bleibt. Vor allem die Futterstellen und Schlafplätze sollten nicht nass werden.

Im Winter sind trockene und (wind-)geschützte Bereiche sehr wichtig, in die sich die Kaninchen zurückziehen können. Zwar lieben es Kaninchen, im Regen oder im Schnee zu sitzen oder zu spielen, aber nur, wenn sie dann auch wieder einen Platz aufsuchen können, an dem sie sich trocknen und aufwärmen können.

Achten Sie im Winter darauf, dass das Trinkwasser nicht einfriert. Es gibt spezielle Wärmeplatten, die unter den Wassernapf gestellt werden können. Manche Kaninchen halten sich im Winter auch gerne zeitweise unter Wärmelampen auf. Achten Sie darauf, dass die Tiere den Bereich der Wärmelampe selber aufsuchen und wieder verlassen können. Bei Wärmeplatten und Wärmelampen sollten die elektrischen Kabel wie beim Ventilator mit starkem Kabelschutz versehen werden. Kaninchen beissen gerne in Kabel und ein Stromschlag endet meistens tödlich. Im Winter können Sie ein Balkongehege an den Seiten auch mit dicken Wolldecken abdecken, damit der Wind nicht ganz so stark durchpfeifft.

Zur Isolation gegen Wind oder Kälte eignet sich grundsätzlich auch Styropor. Allerdings sollten die Kaninchen nicht die Möglichkeit haben, an das Styropor zu gelangen und es fressen.

Ist Ihr Balkon grundsätzlich windanfällig, sollten Sie die Wetter- bzw. Windseite komplett mit einer Holzwand oder Plastikscheibe winddicht machen. Achten Sie aber darauf, dass sich dadurch im Sommer auf dem Balkon kein Hitzestau bildet. Überdachen Sie den Balkon oder Teile der Veranda, falls noch nichts vorhanden ist.

Gesicherter Auslauf

Wenn Ihr Gehege oder der Balkon nur die Minimalgrösse von 3 qm pro Tier aufweist, brauchen die Tiere regelmässigen Auslauf in der gesicherten Wohnung. Näheres dazu finden Sie unter Innenhaltung.

Beschäftigungsmöglichkeiten sind diesselbe wie bereits in der Innenhaltung beschrieben: mit Heu gefüllte Weidenrolle, gefüllter Snackball, Äste, Verstecken von Futter, Korkröhren, Katzentunnels, Karton, Aussichtspunkte in jeglicher Form oder Verstecke.

Impfung

Die jährliche Impfung gegen RHD ist für Kaninchen in Balkonhaltung sehr wichtig. RHD ist eine ansteckende Virusinfektion und wird durch Fliegen und Grünfutter oder sogar Heu übertragen. Es gibt keine Therapie gegen RHD.

Bezug des Balkons

Setzen Sie Kaninchen aus Innenhaltung (dazu gehören auch die Tiere aus einer Zoohandlung) im Frühjahr erst auf den Balkon, wenn die Temperaturen nachts nicht mehr unter 10° Grad fallen. Beginnen Sie im Herbst mit der Balkonhaltung, sollten die Kaninchen bis spätestens Ende September den Balkon beziehen - ansonsten müssen Sie mind. bis Mitte Mai damit warten, um die Gesundheit der Tiere nicht zu gefährden. So haben sie noch genügend Zeit, sich an die Temperaturen zu gewöhnen und sich ein Winterfell zu zulegen. Setzen Sie nur gesunde Tiere auf den Balkon. Nehmen Sie Tiere im Winter nicht aus Mitleid vom Balkon ins Haus. Das dicke Winterfell führt in den geheizten Räumen zu einer Überhitzung. Mit einem Partner zum Ankuscheln, einem trockenen und mit Stroh dick ausgepolsterten Stall sowie der Möglichkeit sich durch ausreichend vorhandenen Platz warm zu rennen, überstehen Kaninchen unsere Winter sehr gut. Tiere, die aus gesundheitlichen Gründen im Winter von einem Balkon ins Haus umziehen müssen, sollten langsam an die Wärme gewöhnt werden. Bringen Sie die Tiere am Anfang in einem unbeheizten Raum unter.

Gesundheitscheck

Auch Tiere in Balkonhaltung werden krank. Achten Sie deshalb täglich darauf, ob alle Tiere zur Fütterung erscheinen, auch tatsächlich fressen, Kot absetzen, ein glänzendes Fell haben usw. Wiegen Sie die Tiere regelmässig. Ein Gewichtsverlust kann ein erster Hinweis auf eine Erkrankung sein. In unserem Gesundheitscheck finden Sie alle wichtigen Informationen.

Einrichtung

Legen Sie den Boden des Balkons mit waschbaren, kleinmaschigen Baumwollteppichen aus. Diese garantieren eine rutschfeste Unterlage zum Rennen und verhindern Druckstellen an den Ballen.

Gestalten Sie die Einrichtung Ihres Balkons oder Ihres Balkongeheges abwechslungsreich und interessant. Die Grundausstattung besteht aus einem stabilen, schweren Wassernapf, Futterplätzen mit täglich frischem Heu und Toilettenkistchen. Futterplätze sollten in trockenen und geschützten Bereichen eingerichtet werden. So wird das Futter nicht nass und die Kaninchen können in Ruhe fressen, ohne von der Witterung beeinträchtigt zu werden.

Um den Buddeltrieb zu befriedigen kann ein Holzsandkasten oder eine Buddelkiste gefüllt mit ungedüngter Erde oder Spielsand aufgestellt werden. Äste, Baumstümpfe, Tunnels, Kork-/ Steinröhren, Unterschlüpfe mit zwei Eingängen, Hütten und erhöhte Sitzmöglichkeiten sind sehr beliebt. Ein tiergerecht eingerichteter Balkon hat immer trockene, windgeschützte Bereiche. Deshalb ist eine isolierte Schutzhütte nicht zwingend erforderlich. Die Erfahrung zeigt, dass Kaninchen im Winter die Zeit am liebsten in einem dick mit Einstreu und Stroh ausgepolsterten Unterschlupf verbringen. Tauschen Sie die Einstreu und das Stroh regelmässig aus, da es schnell feucht wird. Kaninchen nagen gerne an ihren Einrichtungsgegenständen. Achten Sie deshalb darauf, dass ein allfälliger Wetterschutz der Holzeinrichtung ungiftig ist.

Es dürfen sich ausserdem keine giftigen Pflanzen auf dem Balkon oder in der Nähe des Balkongeheges befinden. Achten Sie darauf, dass von einer allfälligen Balkonbepflanzung keine Pflanzenteile in den Bereich der Kaninchen fallen oder vom Wind hineingeweht werden können. Leider sind nahezu alle, typischen Balkonpflanzen für Kaninchen giftig. Wenn Sie trotzdem nicht auf eine Balkonbepflanzung verzichten möchten, eignen sich z.B. verschiedene Kräuter, Sonnenblumen oder Ringelblumen. Bei Botanikus oder der Giftpflanzendatenbank des Instituts für Veterinärpharmakologie und -toxikologie in Zürich erfahren Sie, welche Pflanzen geeignet sind.

Sollte es trotz aller Vorsicht zu Vergiftungserscheinungen kommen, rufen Sie für erste Notfallmassnahmen das Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie unter der Nummer 044 635 87 78 an oder das Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum Zürich unter 145 . Gehen Sie mit dem Kaninchen so schnell wie möglich zu einem Tierarzt.

Nutzen Sie und Ihre Kaninchen den Balkon gleichzeitig, z.B. beim Grillieren, ist wieder auf allfällige Kabel zu achten und darauf, dass die Tiere nicht in die Reichweite menschlicher Nahrung gelangen können oder gar Kerzen, Zigaretten oder Aschenbecher erreichen können. Achten Sie beim Aufstehen und Hinsetzen darauf, dass sich Ihre Kaninchen nicht durch das Hin- und Herschieben von Stühlen verletzen.

Ernährung

Kaninchen, die auf einem Balkon leben, können im Sommer gleich ernährt werden, wie Kaninchen in Innenhaltung. Wichtig ist eine abwechslungsreiche Ernährung. Diese besteht aus täglich frischem Heu, dazu Grünfutter, Gemüse, Äste und Kräuter. Damit die Tiere genügend Flüssigkeit aufnehmen, ist täglich frisches Wasser notwendig.

Reinigung

Entfernen Sie täglich das alte Heu und ersetzen Sie es durch neues, auch wenn das alte noch nicht vollständig gefressen wurde. Spülen Sie täglich Trink- und Futternäpfe. Klokisten sollten Sie mindestens wöchentlich reinigen. Getrockneter Urin lässt sich am besten mit Tafel- oder Putzessig entfernen. Ebenso sollten Sie wöchentlich die Streu in den Schutzhütten und Rückzugsorten austauschen. Im Winter eher sogar in kürzeren Abständen. Eine komplette Reinigung des Balkons bzw. Balkongeheges sollte ebenfalls wöchentlich erfolgen.

Beratung

Melden Sie sich bei uns, wenn Sie eine Balkonhaltung planen oder ändern möchten. Wir stehen Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite.

pdfCheckliste Balkonhaltung

Die Kaninchenhilfe Schweiz bietet zum Preis von CHF 8.- die Broschüre „Exklusive Wohnimmobilien für verwöhnte Langohren in Innen- und Außenhaltung“ an. Hier finden Sie ebenfalls viele Beispiele und Tipps zur Balkonhaltung.

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